Es ist immer wieder bereichernd, Geschichte durch Menschen zu erfahren. Insbesondere dann, wenn man – wie der Verfasser - selbst als Historiker tätig ist und diesen Menschen freundschaftlich verbunden ist. Einer von ihnen ist Theodor Bergmanns, dessen Leben nun bald 100 Jahre Geschichte umfasst, die sich in Deutschland, in Europa und Übersee abspielte; vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Bergmann_%28Agrarwissenschaftler%29
Am 07. März 1916 in die kinderreiche Familie eines Rabbiners in Berlin hineingeboren, wurde er noch als Schüler Zeuge und Opfer eines schändlichen Antisemitismus, der ihn bis Kriegsende über Palästina und die Tschechoslowakei bis nach Schweden vertrieb. Seine sozialistische Gesinnung bereitete ihm zusätzlich Probleme, schenkte ihm aber auch weltweit Freunde. Erst nach Kriegsende konnte er Agrarwissenschaft in Deutschland studieren. An der Universität Hohenheim lehrte Bergmann später bis zur Emeritierung als Professor für Internationale Agrarpolitik. Als Experte bereiste und begutachtete er landwirtschaftliche Projekte in Asien und Südamerika. Als kritischer Sozialist meldete er sich immer wieder schriftlich und mündlich in der Öffentlichkeit, und als politisch wachsamer Zeitgenosse berichtete Bergmann den nachwachsenden Generationen in Deutschland von erlebter Geschichte im „Jahrhundert der Extreme“. So hat sein in Großbritannien wirkendes Pendant, der Historiker Eric Hobsbawm, der ebenfalls in Berlin sozialistisch sozialisiert wurde, eines seiner bekanntesten Werke benannt. Bergmann und Hobsbawm haben sich leider persönlich nie kennengelernt.
Theo Bergmann wurde 2006 anlässlich seines 90. Geburtstages in Stuttgart auch wissenschaftlich gefeiert. Seine Freunde und Weggefährten aus aller Welt wünschen ihm anlässlich seines 98. Geburtstages am 07. März, dass er das Jahrhundert seines Lebens vollmachen möge.