Thursday, 21 May 2020 19:30

Nicht aufgeben! Don’t give up! Featured

Written by
Rate this item
(0 votes)

Mit dem nachfolgenden und geplanten weiteren Beiträgen bitte ich ausdrücklich um Eure Kommentare. 

Sie haben unterschiedliche Verfasser. Gemeinsam haben sie die Sorge um Menschen, Tiere und unsere Umwelt. Zusätzlich zu den vielen ungelösten politischen Konflikten, deren tausendfachen Opfern und Massenwanderungen von Süd nach Nord ist eine Pandemie ausgebrochen. Das Sterben der Menschen geht uns alle weltweit direkt an. 

Die dynamische Statistik (s.u. Link), die in der aktuellen BBC-Meldung über die Covid-19-Pandemie enthalten ist, zeigt das erschreckende Versagen der politischen Führer, auch beim Zwang zu kooperativen Handeln:

https://www.bbc.co.uk/news/health-51048366

Über das Artensterben in der Tierwelt wird ebenfalls laufend berichtet. Was aber passiert – nur ab und zu berichten die Medien über Waldbrände – mit den Wäldern und deren Sterben vor unserer Haustür? Darüber schreibt ganz konkret von der Naturwissenschaftler Bernd Reuter. 

20.05.2020

Ekkehard Henschke

 

Die Kulturlandschaft „Wald“ unter den Bedingungen der Klimaänderung

Wie können wir unsere Wälder erhalten?

Bernd Reuter*

 

Seitdem in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts das Phänomen des Waldsterbens als überwunden galt, nachdem eine Reihe von Maßnahmen zur Luftreinhaltung erfolgreich installiert waren, kommt es nunmehr infolge der Klimaveränderungen zu einer nahezu katastrophalen Vernichtung der Wälder.

Der Wald in Deutschland ist seit der Zeit der Romantik zu einem Sinnbild der Stabilität, der Dauerhaftigkeit und der Stärke sowie einem Symbol der Treue und Unverbrüchlichkeit geworden. Das hat letztlich seine Ursachen nicht nur in der ökonomischen Bedeutung, sondern auch in den vielfältigen ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes.

Deshalb ist das Fortbestehen unserer Wälder für viele Menschen nicht nur eine existenzielle Frage – von ebenso großer Bedeutung sind die unverzichtbaren Gunstleistungen, die von den Wäldern für die gesamte Gesellschaft erbracht werden.

Müssen wir uns von unserer über Generationen tradierten Vorstellung vom Wald lösen? Ist der Wald – seine Baumartenzusammensetzung, seine Bewirtschaftung, sein Bild - in Deutschland überhaupt jemals über längere Zeit statisch gewesen oder unterliegen wir möglicherweise einem Trugbild?

 

Neuartige (klimawandelbedingte) Waldschäden

Die Vegetationsjahre 2018 und 2019 waren zwei deutlich zu trockene und zu warme Jahre. Der Waldzustandsbericht von Sachsen-Anhalt führt aus, dass im Vergleich zur Klimareferenzperiode (KLINO) von 1961 bis 1990 8 von 12 Monaten zu trocken und 11 von 12 Monaten zu warm waren. In Sachsen-Anhalt fielen lediglich 80 % des langjährigen Niederschlags (458 mm/a). Die Mitteltemperatur erreichte 10,8 °C und war damit 2,5 K wärmer gegenüber der KLINO. Der langjährige Erwärmungstrend setzt sich unvermindert fort. Die Niederschläge außerhalb der Vegetationszeit reichten nicht aus, um den pflanzenverfügbaren Bodenwasserspeicher aufzufüllen.

Die durch die Klimaveränderungen – vor allem die Trockenheit der vergangenen drei Jahre und die extremen Stürme – sowie die auftretenden Schädlingskalamitäten verursachten Waldschäden haben bedrohliche Ausmaße angenommen. Wie neuerdings ermittelt wurde, sind in Deutschland 245 000 ha Waldfläche betroffen, die wieder aufgeforstet werden müssen. Diese Fläche ist fast so groß, wie das Saarland!

Als eine der künftig größten Gefahren für den mitteldeutschen Waldbestand ist die latente Waldbrandgefahr anzusehen.

Nicht so sehr infolge mangelnder Winterniederschläge, sondern als Ergebnis der bis zu 3 K gegenüber der Klimaperiode 1961 bis 1990 (KLINO) zu warmen Winter und entsprechend zunehmender Verdunstung beginnt bereits im März/April die Waldbrandgefahr – vor allem in den Gebieten der Altmark sowie der im Nordosten und Osten Sachsen-Anhalts gelegenen Heiden mit leichten Böden und damit geringer natürlicher Feuchtekapazität (nFK).

Laut einer Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion des Bundestages an die Bundesregierung hat es 2018 ca. 1 700 Mal in deutschen Wäldern gebrannt, im Vorjahreszeitraum dagegen nur rund 400 Mal. 2 300 ha Waldfläche wurden dadurch in nur einem Jahr vernichtet. Die meisten Waldbrände wüteten in Brandenburg mit gut 500. Es folgten Sachsen (rund 200) und Sachsen-Anhalt (rund 180).

In Sachsen-Anhalt wie auch in Thüringen sind nur noch 15 % der Bäume schadfrei. Besonders prekär ist die Lage im Harz. Hier sind flächenhafte Zerstörungen eingetreten und ganze Waldbestände aufgelöst worden. Der Kennwert „mittlere Kronenverlichtung“ als Schadensparameter erreicht nunmehr 26 % aller Bestände; bei den älteren Fichten 43 % und bei den älteren Buchen sogar 49 %. Im Durchschnitt muss von einem Schadensbild der Kronenverlichtung bei den Laubbäumen aller Altersklassen von 37 % in Sachsen-Anhalt ausgegangen werden.

 

Bisherige Strategien zum Schutz und zum klimaresistenten Umbau unserer Wälder

Fachleute des Instituts für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt/Main warnen in ihrem „South Hesse Oak Project“ (SHOP) bereits vor einer „Versteppung der Wälder“ und diskutieren, mit welchen Strategien man einer klimabedingten Versteppung entgegenwirken kann.

In der Literatur werden mehrere Szenarien besprochen, die gegenwärtig untersucht und erprobt werden:

  • Wälder sich selbst überlassen
  • Wälder räumlich diversifizieren
  • Klimaresistente Baumarten einsetzen.

Eine besondere Gruppe von Bäumen stellen die „vergessenen“ Baumarten dar. Sie waren bei uns immer heimisch und spielten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine bedeutende Rolle. Mit der Einführung der Altersklassenwälder waren sie fast vollständig verdrängt worden. Es handelt sich um den Speierling, die Elsbeere, die Edelkastanie und die Walnuss. Der Speierling (Sorbus domestica) kommt heute in Mitteldeutschland – ebenso wie die Elsbeere (Sorbus torminalis) – nur noch in einzelnen Exemplaren verstreut vor. Die Edelkastanie (Castanea sativa) ist vor allem in der Südpfalz seit der Antike, durch die Römer eingebracht, heimisch (ca. 3 000 ha Waldfläche in den Forstämtern Annweiler und Hardt).

 

Speierlingsfrüchte (Arboretum Annarode) (Foto Reuter 2017)

 

Ein Plädoyer für die historischen Waldbetriebsarten Mittel- und Niederwald

Alle Klimaprognosen legen eine drastische Veränderung im Laufe einer einzigen Baumgeneration nahe (IPCC 2007, zit. bei Finkeldey u.Hattemer, 2010). Die bisher veranlagten langen Umtriebszeiten von z. B. 160-180 Jahren bei Eichen, sind unter diesem Aspekt als obsolet zu betrachten. Die angeführte befürchtete „Versteppung“ unserer Wälder in Richtung der osteuropäischen Waldsteppen würde nicht nur dazu führen, dass bereits die kommende Generation unsere Wälder nicht mehr wiedererkennt. Weiterhin steht zu befürchten, dass eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen mit all ihren ökologischen und ökonomischen Funktionen weitgehend ausfällt.

Daher sei an dieser Stelle in Erinnerung gerufen, dass das Waldbild noch vor ca. 100 Jahren auch in Mitteleuropa ein ganz anderes war: auf großen Flächen standen Mittel- und Niederwälder.

Die Abkehr von den historischen Betriebsarten ist also gar nicht so lange her. In der Mitte des vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts hat z. B. die Niederwaldwirtschaft in Italien noch 40%, in Frankreich 25%, in Spanien 22%, in Griechenland 18% und in Belgien 16% der Waldflächen eigenommen (Mayer 1992). Im Norden und Nordosten Frankreichs wurden noch im Jahr 2001 knapp 3,5 Millionen Waldfläche als Mittelwald ausgewiesen.

Auch in Deutschland dominierte – unterschiedlich in den einzelnen Regionen – die Niederwaldwirtschaft. So wurden beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts im Siegerland über 85 % der Gesamtwaldfläche niederwaldartig genutzt (Conrady 1999; zit. bei A. Becker 2002). Alfred Becker stellte fest, dass im Jahr 2000 noch ca. 6.000 bis 7.000 ha Niederwald im Siegerland als genossenschaftlich genutzter „Hauberg“ vorhanden waren.

Aktuell sind in Deutschland 0,4 % der heutigen Waldfläche mit Mittelwald bestockt (BMELV, 2005; Konold et al., 2009). Die flächenmäßig größten, häufig auch wissenschaftlich betreuten Mittelwälder liegen in Franken (5 100 ha, Iphofen, Bad Königshofen) und im Harzvorland. Eine Antwort auf den Klimawandel könnte durchaus das Wiederaufleben von Nieder- und Mittelwald sein.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Standortsveränderungen sollten uns veranlassen, aus volkswirtschaftlichen, ökologischen und naturschutzfachlichen Erwägungen die bisherige Position zu überdenken. Für die Neubewertung der historischen Waldbetriebsarten gibt es eine Reihe von Gründen:

> Kurze Umtriebe machen unabhängiger vom offenbar schnell voranschreitenden Klimawandel

> Stockausschlagfähige Baumarten sind pflegeleicht, bringen rasch Ertrag und erlauben eine kahlschlaglose Dauerbestockung

> Durch kurze Umtriebszeiten kann die Artenzusammensetzung schneller verändert und an Klimaveränderungen angepasst werden. Das bedingt:

  • Geringe Anfälligkeit gegen Sturmeinwirkung
  • Verringerung der Auswirkungen von Feuerschäden und der Ausbreitung von Waldbränden; leichtere Beherrschung von Feuern
  • problemloser Einsatz von Ernte- und Rücketechnik

> Mittelwald sorgt durch die Laßreitel für Überschirmung und bessere Ausnutzung des Wasservorrates im Boden (die Unterschicht nutzt oberflächennahe Wasservorräte; die Oberschicht erschließt sich die tieferen Bodenwasservorräte)

> Kleinräumliche Differenzierung der Bestände (Licht-/Schattenwechsel) schafft Artenvielfalt

> Holz ist als dritte Säule der dezentralen Energiewende (Wind-, Solar- und Bio-/Holzenergie) vor allem geeignet für Kraft-Wärmekopplungsanlagen im ländlichen Raum. Bedauerlich, dass die Landespolitik keine wirksamen Maßnahmen unternimmt, um die Energiewende im ländlichen Raum dezentral zu unterstützen.

Durchgewachsener Eichen-Niederwald im NSG Teufelskadrich bei Lorch am Rhein (Foto Reuter 2007)

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------* Bernd *Reuter war bis 1992 als Professor an der Universität Halle tätig und arbeitet seitdem als Experte für Stadtökologie und Kulturlandschaftsentwicklung, u.a. für ein EU-Projekt.-

Reuter hat schon 1974 (!) in der DDR auf die Warnungen des sowjetischen Klimaforschers Michail I. Budyko (1920-2001) hingewiesen. Belege für die o.a. Informationen sind erhältlich: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

Read 12891 times

52 comments

  • Comment Link Vitality Vibes CBD Friday, 15 November 2024 13:23 posted by Vitality Vibes CBD

    Vitality Vibes CBD Gummies have gained popularity in the
    health and wellness market due to their potential therapeutic benefits.

  • Comment Link about the game Saturday, 09 November 2024 18:00 posted by about the game

    You have made some good points there. I checked on the web for more info about the issue and found most people
    will go along with your views on this web site.

  • Comment Link custom birthday shirt Saturday, 26 October 2024 20:30 posted by custom birthday shirt

    Have you ever thought about creating an e-book or guest authoring
    on other blogs? I have a blog based upon on the same information you
    discuss and would love to have you share some stories/information. I know my readers would value
    your work. If you're even remotely interested, feel free
    to shoot me an e-mail.

  • Comment Link Alpha Labs CBD Reviews Friday, 25 October 2024 16:50 posted by Alpha Labs CBD Reviews

    Cannabidiol, or CBD, is a natural substance that has gained significant popularity over the years for
    its potential health benefits. Among the plethora of CBD producers out there, Alpha Labs remains
    one of the trusted names.

  • Comment Link https://lekhoni.info/index.php?qa=60343qa_1=press-release-examples-for-occasions Monday, 21 October 2024 07:14 posted by https://lekhoni.info/index.php?qa=60343qa_1=press-release-examples-for-occasions

    Excellent article! News releases are vital for crafting media stories and disseminating
    important information. They aid forge links between companies and press.
    Crafting impactful press releases involves being focused,
    tailored with the concerns of specific media outlets.
    With the rise of digital media, press releases additionally play a critical role in web-based PR.
    They not just target mainstream news outlets but additionally drive engagement
    and strengthen a organization’s digital presence. Incorporating images,
    such as clips, can render press releases significantly engaging and shareable.
    Adapting to the dynamic media landscape while upholding core values can greatly amplify a press release’s effect.
    What’s your take on incorporating multimedia in press releases?

  • Comment Link Airy CBD Review Friday, 27 September 2024 03:59 posted by Airy CBD Review

    CBD, short for cannabidiol, has gained significant popularity
    in recent years for its potential health benefits.

  • Comment Link kamala harris t-shirt by bliss birthday shirts Monday, 16 September 2024 15:28 posted by kamala harris t-shirt by bliss birthday shirts

    I needed to thank you for this fantastic read!! I certainly enjoyed every bit of it.
    I have you book marked to check out new stuff you post…

  • Comment Link Lee Wednesday, 11 September 2024 23:20 posted by Lee

    Ich liebe es, wie du die Zutaten kombinierst.
    Sehr kreativ!

  • Comment Link Print Your Custom T Shirt Thursday, 05 September 2024 12:15 posted by Print Your Custom T Shirt

    Hello there I am so grateful I found your weblog, I really found you by mistake, while I was browsing on Bing for something else, Nonetheless I am
    here now and would just like to say cheers for a fantastic post and a all
    round thrilling blog (I also love the theme/design), I don't have time
    to look over it all at the moment but I have bookmarked it and also added in your RSS feeds, so when I have time I will be back to read a lot more, Please do keep up the great work.

  • Comment Link Bliss Birthday Shirts t shirts Sunday, 25 August 2024 17:51 posted by Bliss Birthday Shirts t shirts

    I really like it when people come together and share views.
    Great blog, continue the good work!

Leave a comment

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

We use cookies

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.