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Donnerstag, 21 Mai 2020 19:30

Nicht aufgeben! Don’t give up!

geschrieben von

Mit dem nachfolgenden und geplanten weiteren Beiträgen bitte ich ausdrücklich um Eure Kommentare. 

Sie haben unterschiedliche Verfasser. Gemeinsam haben sie die Sorge um Menschen, Tiere und unsere Umwelt. Zusätzlich zu den vielen ungelösten politischen Konflikten, deren tausendfachen Opfern und Massenwanderungen von Süd nach Nord ist eine Pandemie ausgebrochen. Das Sterben der Menschen geht uns alle weltweit direkt an. 

Die dynamische Statistik (s.u. Link), die in der aktuellen BBC-Meldung über die Covid-19-Pandemie enthalten ist, zeigt das erschreckende Versagen der politischen Führer, auch beim Zwang zu kooperativen Handeln:

https://www.bbc.co.uk/news/health-51048366

Über das Artensterben in der Tierwelt wird ebenfalls laufend berichtet. Was aber passiert – nur ab und zu berichten die Medien über Waldbrände – mit den Wäldern und deren Sterben vor unserer Haustür? Darüber schreibt ganz konkret von der Naturwissenschaftler Bernd Reuter. 

20.05.2020

Ekkehard Henschke

 

Die Kulturlandschaft „Wald“ unter den Bedingungen der Klimaänderung

Wie können wir unsere Wälder erhalten?

Bernd Reuter*

 

Seitdem in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts das Phänomen des Waldsterbens als überwunden galt, nachdem eine Reihe von Maßnahmen zur Luftreinhaltung erfolgreich installiert waren, kommt es nunmehr infolge der Klimaveränderungen zu einer nahezu katastrophalen Vernichtung der Wälder.

Der Wald in Deutschland ist seit der Zeit der Romantik zu einem Sinnbild der Stabilität, der Dauerhaftigkeit und der Stärke sowie einem Symbol der Treue und Unverbrüchlichkeit geworden. Das hat letztlich seine Ursachen nicht nur in der ökonomischen Bedeutung, sondern auch in den vielfältigen ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes.

Deshalb ist das Fortbestehen unserer Wälder für viele Menschen nicht nur eine existenzielle Frage – von ebenso großer Bedeutung sind die unverzichtbaren Gunstleistungen, die von den Wäldern für die gesamte Gesellschaft erbracht werden.

Müssen wir uns von unserer über Generationen tradierten Vorstellung vom Wald lösen? Ist der Wald – seine Baumartenzusammensetzung, seine Bewirtschaftung, sein Bild - in Deutschland überhaupt jemals über längere Zeit statisch gewesen oder unterliegen wir möglicherweise einem Trugbild?

 

Neuartige (klimawandelbedingte) Waldschäden

Die Vegetationsjahre 2018 und 2019 waren zwei deutlich zu trockene und zu warme Jahre. Der Waldzustandsbericht von Sachsen-Anhalt führt aus, dass im Vergleich zur Klimareferenzperiode (KLINO) von 1961 bis 1990 8 von 12 Monaten zu trocken und 11 von 12 Monaten zu warm waren. In Sachsen-Anhalt fielen lediglich 80 % des langjährigen Niederschlags (458 mm/a). Die Mitteltemperatur erreichte 10,8 °C und war damit 2,5 K wärmer gegenüber der KLINO. Der langjährige Erwärmungstrend setzt sich unvermindert fort. Die Niederschläge außerhalb der Vegetationszeit reichten nicht aus, um den pflanzenverfügbaren Bodenwasserspeicher aufzufüllen.

Die durch die Klimaveränderungen – vor allem die Trockenheit der vergangenen drei Jahre und die extremen Stürme – sowie die auftretenden Schädlingskalamitäten verursachten Waldschäden haben bedrohliche Ausmaße angenommen. Wie neuerdings ermittelt wurde, sind in Deutschland 245 000 ha Waldfläche betroffen, die wieder aufgeforstet werden müssen. Diese Fläche ist fast so groß, wie das Saarland!

Als eine der künftig größten Gefahren für den mitteldeutschen Waldbestand ist die latente Waldbrandgefahr anzusehen.

Nicht so sehr infolge mangelnder Winterniederschläge, sondern als Ergebnis der bis zu 3 K gegenüber der Klimaperiode 1961 bis 1990 (KLINO) zu warmen Winter und entsprechend zunehmender Verdunstung beginnt bereits im März/April die Waldbrandgefahr – vor allem in den Gebieten der Altmark sowie der im Nordosten und Osten Sachsen-Anhalts gelegenen Heiden mit leichten Böden und damit geringer natürlicher Feuchtekapazität (nFK).

Laut einer Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion des Bundestages an die Bundesregierung hat es 2018 ca. 1 700 Mal in deutschen Wäldern gebrannt, im Vorjahreszeitraum dagegen nur rund 400 Mal. 2 300 ha Waldfläche wurden dadurch in nur einem Jahr vernichtet. Die meisten Waldbrände wüteten in Brandenburg mit gut 500. Es folgten Sachsen (rund 200) und Sachsen-Anhalt (rund 180).

In Sachsen-Anhalt wie auch in Thüringen sind nur noch 15 % der Bäume schadfrei. Besonders prekär ist die Lage im Harz. Hier sind flächenhafte Zerstörungen eingetreten und ganze Waldbestände aufgelöst worden. Der Kennwert „mittlere Kronenverlichtung“ als Schadensparameter erreicht nunmehr 26 % aller Bestände; bei den älteren Fichten 43 % und bei den älteren Buchen sogar 49 %. Im Durchschnitt muss von einem Schadensbild der Kronenverlichtung bei den Laubbäumen aller Altersklassen von 37 % in Sachsen-Anhalt ausgegangen werden.

 

Bisherige Strategien zum Schutz und zum klimaresistenten Umbau unserer Wälder

Fachleute des Instituts für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt/Main warnen in ihrem „South Hesse Oak Project“ (SHOP) bereits vor einer „Versteppung der Wälder“ und diskutieren, mit welchen Strategien man einer klimabedingten Versteppung entgegenwirken kann.

In der Literatur werden mehrere Szenarien besprochen, die gegenwärtig untersucht und erprobt werden:

  • Wälder sich selbst überlassen
  • Wälder räumlich diversifizieren
  • Klimaresistente Baumarten einsetzen.

Eine besondere Gruppe von Bäumen stellen die „vergessenen“ Baumarten dar. Sie waren bei uns immer heimisch und spielten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine bedeutende Rolle. Mit der Einführung der Altersklassenwälder waren sie fast vollständig verdrängt worden. Es handelt sich um den Speierling, die Elsbeere, die Edelkastanie und die Walnuss. Der Speierling (Sorbus domestica) kommt heute in Mitteldeutschland – ebenso wie die Elsbeere (Sorbus torminalis) – nur noch in einzelnen Exemplaren verstreut vor. Die Edelkastanie (Castanea sativa) ist vor allem in der Südpfalz seit der Antike, durch die Römer eingebracht, heimisch (ca. 3 000 ha Waldfläche in den Forstämtern Annweiler und Hardt).

 

Speierlingsfrüchte (Arboretum Annarode) (Foto Reuter 2017)

 

Ein Plädoyer für die historischen Waldbetriebsarten Mittel- und Niederwald

Alle Klimaprognosen legen eine drastische Veränderung im Laufe einer einzigen Baumgeneration nahe (IPCC 2007, zit. bei Finkeldey u.Hattemer, 2010). Die bisher veranlagten langen Umtriebszeiten von z. B. 160-180 Jahren bei Eichen, sind unter diesem Aspekt als obsolet zu betrachten. Die angeführte befürchtete „Versteppung“ unserer Wälder in Richtung der osteuropäischen Waldsteppen würde nicht nur dazu führen, dass bereits die kommende Generation unsere Wälder nicht mehr wiedererkennt. Weiterhin steht zu befürchten, dass eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen mit all ihren ökologischen und ökonomischen Funktionen weitgehend ausfällt.

Daher sei an dieser Stelle in Erinnerung gerufen, dass das Waldbild noch vor ca. 100 Jahren auch in Mitteleuropa ein ganz anderes war: auf großen Flächen standen Mittel- und Niederwälder.

Die Abkehr von den historischen Betriebsarten ist also gar nicht so lange her. In der Mitte des vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts hat z. B. die Niederwaldwirtschaft in Italien noch 40%, in Frankreich 25%, in Spanien 22%, in Griechenland 18% und in Belgien 16% der Waldflächen eigenommen (Mayer 1992). Im Norden und Nordosten Frankreichs wurden noch im Jahr 2001 knapp 3,5 Millionen Waldfläche als Mittelwald ausgewiesen.

Auch in Deutschland dominierte – unterschiedlich in den einzelnen Regionen – die Niederwaldwirtschaft. So wurden beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts im Siegerland über 85 % der Gesamtwaldfläche niederwaldartig genutzt (Conrady 1999; zit. bei A. Becker 2002). Alfred Becker stellte fest, dass im Jahr 2000 noch ca. 6.000 bis 7.000 ha Niederwald im Siegerland als genossenschaftlich genutzter „Hauberg“ vorhanden waren.

Aktuell sind in Deutschland 0,4 % der heutigen Waldfläche mit Mittelwald bestockt (BMELV, 2005; Konold et al., 2009). Die flächenmäßig größten, häufig auch wissenschaftlich betreuten Mittelwälder liegen in Franken (5 100 ha, Iphofen, Bad Königshofen) und im Harzvorland. Eine Antwort auf den Klimawandel könnte durchaus das Wiederaufleben von Nieder- und Mittelwald sein.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Standortsveränderungen sollten uns veranlassen, aus volkswirtschaftlichen, ökologischen und naturschutzfachlichen Erwägungen die bisherige Position zu überdenken. Für die Neubewertung der historischen Waldbetriebsarten gibt es eine Reihe von Gründen:

> Kurze Umtriebe machen unabhängiger vom offenbar schnell voranschreitenden Klimawandel

> Stockausschlagfähige Baumarten sind pflegeleicht, bringen rasch Ertrag und erlauben eine kahlschlaglose Dauerbestockung

> Durch kurze Umtriebszeiten kann die Artenzusammensetzung schneller verändert und an Klimaveränderungen angepasst werden. Das bedingt:

  • Geringe Anfälligkeit gegen Sturmeinwirkung
  • Verringerung der Auswirkungen von Feuerschäden und der Ausbreitung von Waldbränden; leichtere Beherrschung von Feuern
  • problemloser Einsatz von Ernte- und Rücketechnik

> Mittelwald sorgt durch die Laßreitel für Überschirmung und bessere Ausnutzung des Wasservorrates im Boden (die Unterschicht nutzt oberflächennahe Wasservorräte; die Oberschicht erschließt sich die tieferen Bodenwasservorräte)

> Kleinräumliche Differenzierung der Bestände (Licht-/Schattenwechsel) schafft Artenvielfalt

> Holz ist als dritte Säule der dezentralen Energiewende (Wind-, Solar- und Bio-/Holzenergie) vor allem geeignet für Kraft-Wärmekopplungsanlagen im ländlichen Raum. Bedauerlich, dass die Landespolitik keine wirksamen Maßnahmen unternimmt, um die Energiewende im ländlichen Raum dezentral zu unterstützen.

Durchgewachsener Eichen-Niederwald im NSG Teufelskadrich bei Lorch am Rhein (Foto Reuter 2007)

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------* Bernd *Reuter war bis 1992 als Professor an der Universität Halle tätig und arbeitet seitdem als Experte für Stadtökologie und Kulturlandschaftsentwicklung, u.a. für ein EU-Projekt.-

Reuter hat schon 1974 (!) in der DDR auf die Warnungen des sowjetischen Klimaforschers Michail I. Budyko (1920-2001) hingewiesen. Belege für die o.a. Informationen sind erhältlich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Mittwoch, 28 Oktober 2020 19:23

Pandemie, Demokratie und Extremismus

geschrieben von

Im Corona-Monat Oktober wurde das Buch ausgeliefert, das mir seit langem am Herzen lag: 

„Rosenbergs Elite und ihr Nachleben. Akademiker im Dritten Reich und nach 1945“.

Es behandelt einen „Virus“, der die Deutschen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg befallen hatte. Der „Virus“ des Faschismus‘ befiel viele intelligente und weniger intelligente Menschen. Er führte nicht nur zum Zweiten Weltkrieg sondern – schlimmer noch – zu einem Kulturbruch, denn dies bedeutete die staatlich durchgeführte Vernichtung menschlichen Lebens im Holocaust. Bis heute hat sich Deutschland geistig nicht völlig davon erholt. Dieses Werk ist zugleich eine Art Fortsetzung des vorigen Buches, das sich mit dem Leben und Werk von Werner Taesler beschäftigte.

Die Beschäftigung mit diesem deutschen Sozialisten und Architekten stellte einen Hoffnungsstrahl bei der Beschäftigung mit dem Rosenberg-Buch dar. Es ist ein Beweis dafür, dass sich braunes Gedankengut in den 1930er und 1940er Jahren zwangsläufig nicht überall ausbreiten musste (und heute erst recht nicht zwangsläufig ausbreiten muss). Taesler widmete seine junge Kraft beim Aufbau neuer Städte in der Sowjetunion in den 1930er Jahren, brach mit der stalinistischen Perversion des Sozialismus und fand später im schwedischen Exil zu einem undogmatischen Humanismus im Einklang mit der Natur.

Gegenwärtig gilt die Sorge dem Bestand der demokratisch verfassten und gelebten Freiheit, weil die tückische Pandemie neben dem nackten Leben diese Freiheit bedroht. Vor allem Populisten auf dem rechten politischen Spektrum sind es, die die notwendigen gesundheitlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für ihre Agitation benutzen. Beachten wir also die AHA-Regeln* im übertragenen Sinne auch zu unserem Schutz im politischen Raum! 

Die Situation verschärft sich weltweit: Großbritannien meldet heute laut BBC 917.575 bestätigte Corona-Fälle (+ 22.885 gegenüber Vortag), in Deutschland sind es laut RKI 464.239 (+ 14.964). Wie in Großbritannien, wo z.B. die Universität Oxford disziplinarisch gegen Studenten vorgehen will, die positiv getestet wurden und sich um keine Vorsichtsregeln kümmern,  wird man sich auch in Deutschland um rücksichtlose Studenten kümmern müssen; vgl. dazu: https://www.bbc.com/news/uk-england-oxfordshire-54716341 

*Abstand, Hygiene, Alltagsmasken

 

Weiter Informationen zum Buch hier

 

Peter Hinke ist in Leipzig, Sachsen, und darüber hinaus eine Institution im deutschen Literaturbetrieb. Ebenso wie er erlebten viele Leipziger mit Entsetzen die Protestdemonstration der sogenannten "Querdenker" und Anderer im Zentrum der weltoffenen Messe- und Universitätsstadt am Samstag, dem 07.November 2020:

"...unser schon seit 2002 bestehender Literaturkurier ist kein politischer Wochenbrief und natürlich schreiben wir am liebsten über gute Bücher, doch durch unser Alltagsleben sind wir ständig mittendrin in den lokalen Ereignissen, die uns und unsere Arbeit beeinflussen. Wie eben jene Demonstration am vergangenen Wochenende, die quasi vor unseren Türen stattfand. Eigentlich sind wir einigermaßen gestählt, aber eine Veranstaltung wie diese hatten wir bislang noch nicht erlebt. Die Stadt wurde geflutet von  Menschen aus ganz Deutschland, die sich aus verschiedensten Strömungen zusammensetzten und die eins einte: Der Protest gegen Coronamaßnahmen und gegen die vermeintlich bestehenden ungerechten Verhältnisse in diesem Land. Die Stadt war gefühlt so voll wie zuletzt 1989, es gab kaum freie Flächen. Es waren Menschen mit Friedenssymbolen, Anhänger christlicher Gemeinschaften, normale Bürger - darunter viele eventorientierte Reisegruppen aus anderen Bundesländern - die neben ebenfalls zahlreich erschienenen Verschwörungstheoretikern, Rechten, Hooligans und Reichsbürgern die Stadt bevölkerten. Es waren tatsächlich eher 40.000 statt 20.000 Menschen und es herrschte eine von Reden befeuerte und überdrehte Volksfeststimmung. 

Wir schlossen gegen Mittag die Buchhandlung im Specks Hof, nachdem wir immer wieder von Besuchern aufgefordert wurden, im und außerhalb des Geschäftes auf die Maskenpflicht zu verzichten. Es war für uns eine unheimliche, teilweise bedrohlich wirkende Erfahrung. Gegen Abend begegnete mir am Brühl ein großer Strom von Menschen, die netten Nachbarn glichen oder gar den eigenen Eltern. Sie hatten keine Masken, sie trugen Plakate, darauf Politiker in Sträflingsuniformen, sie skandierten "Wir sind das Volk!" und "Keine Diktatur", später sah man sie bei einer Polonaise feiernd in der Grimmaischen Straße. Ich selbst sah nette junge Mädchen von nebenan mit Kerzen, Seite an Seite mit stolz beflaggten Nazis, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, aber auch von einer größeren Menge der Demonstranten beklatschte Gewalt gegen Polizei und Auseinandersetzungen mit Teilnehmern der kleinen Gegendemo. Die präsente Polizei war nur noch Begleiter, hatte praktisch kapituliert. - Nun sind einige Tage vergangen und noch immer überwiegt Wut und Scham, wenn wir daran denken, daß gerade Leipzig Ort dieser Ereignisse wurde. Im Bemühen um eine eigene Aufarbeitung des Gesehenen stellte ich einen Brief an den letztlich auch von mir gewählten Oberbürgermeister unserer Stadt auf unsere Internetseite, um herauszufinden, ob man dies alles nicht hätte verhindern müssen. Aber mir selbst ist klar, dies sind letztlich alles nur hilflose Versuche, mit dem Geschehenen umzugehen. In diesem Rahmen hier, und weil unser Kurier auch außerhalb der Stadt seine LeserInnen hat, wollte ich diese Gedanken und Eindrücke noch einmal formulieren und teilen. Wohlwissend, daß wir alle kritisch über Corona oder die entsprechenden Maßnahmen denken und vielleicht auch inhaltlich verschiedener Meinung sind. " (zit. im "Literaturkurier" der Connewitzer Verlagsbuchhandlung vom 12.11.2020).

Die Medienberichte, darunter das u.a. YouTube-Video, zeigen die irritierenden Verhaltensweisen von verschiedenen, auch rechten Gruppierungen sowie der Polizei:

https://www.youtube.com/watch?v=1LQ-5h40ycc

Verständlich: Leipzig und seine Bewohner lassen sich nicht ihren Ruf als Stadt der friedlichen Revolution von 1989 ramponieren. Sie lassen sich nicht von Leugnern des Virus und erst recht nicht von mitmarschierenden Rechtsradikalen ihre Meinung aufzwingen. Wie die meisten Deutschen diskutieren sie staatlichen Maßnahmen, versuchen aber auch in schwieriger Pandemiezeit sich und andere vor Ansteckung, Krankheit und Tod zu schützen. - Das politische und juristische Nachspiel hat schon begonnen.

Diese englische Serie ist nun – neben „Inspektor Barneby“ – inzwischen ebenfalls in Deutschland angekommen. Die Schauspieler und Schauspielerinnen – meine Favoritin ist Maggie Smith als Countess Violet – sind große Klasse.

„Downton Abbey“ schildert das Schicksal sowohl der „Da-Oben“ als auch das der „Da-Unten“. Im wahrsten Sinne: In den oberen Stockwerken eines schön gelegenen Schlosses leben und leiden die Mitglieder einer Adelsfamilie, in den unteren Räumen arbeiten und kochen die sogenannten einfachen Leute. Bei den Letzteren gibt es eine strenge Hierarchie mit dem Majordomus, dem Butler Mr. Carson, an der Spitze bis hinunter zur Küchenmagd  Daisy (kitchen maid). Dazwischen fungieren verschiedene Kammerdiener (valets), Hausdiener/Läuferr (footmen), Hausmeister (housekeepers),  Kammerzofen (lady’s maids), Köchinnen (cooks), Kindermädchen (children’s nurses), Gärtner (gardeners) usw. Über deren Rechte und Pflichten, ihre mehr oder minder geheimen Rezepte in der Zeit der Königin Viktoria klärt übrigens ein Büchlein von Elizabeth Drury auf, mit dem auch Marks & Spencer, der große Kleider- und Lebensmittelkonzern, die englische Sehnsucht nach der guten alten Zeit bedient. Wenigstens in „Downton Abbey“ war die viktorianische Zeit eine gute alte Zeit, und die Serie bedient auch die entsprechende Sehnsucht der deutschen Zuschauer, besonders gut zur Weihnachtszeit… 

Und weil diese vor der Tür steht, hier die Illumination unserer Nachbarn in Nord-Oxford:

Am Bahnhof Friedrichstraße, im Zentrum Berlins, erinnert diese Plastik an das Schicksal Tausender Kinder: 1938/39 konnten viele in Richtung England ausreisen. Die meisten aber konnten nicht gerettet werden und wurden im Holocaust ermordet (http://www.kindertransporte-1938-39.eu).

Samstag, 07 Dezember 2013 23:08

Nachdenken - Gedenken Gedenkveranstaltungen in Berlin

geschrieben von

An diesem 09.November 2013 tat sich in Deutschland viel auf Gedenkfeiern. Das geschah ganz anders als beispielsweise in England, wo man wie in jedem Jahr den Remembrance Day feierte. Er erinnert an den (gewonnenen) Ersten Weltkrieg und seine Opfer, und dabei gibt es im ganzen Land Militärparaden und Kranzniederlegungen.

Vermutlich am stärksten wurde in diesem Jahr in Berlin gedacht. Der Beobachter erlebte eine sozialistische Gedenkveranstaltung  auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Bezirk Friedrichshain. Dort, wo die  Toten der demokratischen Revolution vom März 1848 begraben worden waren, wurde an die Opfer der (letztlich gescheiterten) sozialistischen deutschen Revolution vom November 1918 erinnert. Einige Redner, die die etwa 50 Zuhörer auch auf die Progromnacht vom 09. November 1938 hinwiesen, erinnerten an die friedliche Revolution von 1989 hin, die zu der Maueröffnung am 09. November 1989 und schließlich zur Vereinigung beider deutscher Staaten geführt hatte. Die alten Frauen und Männer des mit roten Schals ausgewiesenen Chores, offensichtlich ehemals engagierte DDR-Bürger, bekamen steinerne Gesichter.  Es war ein denkwürdiges Erlebnis, wie sich Ost- und West-Berliner unterschiedlicher politischer Orientierung sprachlich und gesanglich zusammenfanden. Alte ideologische  Gräben taten sich bei der Behandlung der Novemberrevolution von 1918 wieder auf: Hier alte Kommunisten und ehemalige Maoisten mit dem Slogan „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten!“. Dort Sozialdemokraten, die wie damals, 1918, für die bürgerliche Ruhe, Ordnung und sozialen Fortschritt eintraten. Was sie schließlich gesanglich vereinte, war das alte Volkslied „Die Gedanken sind frei!“.

Ganz anders, weil staatstragend und christlich orientiert, war der zweieinhalbstündige Gedenkmarsch durch die alte Berliner Innenstadt zur Synagoge in der Oranienburger Straße. Aus Anlass der Programnacht vor 75 Jahren wurde an die Schmach erinnert, dass nur Wenige der Gewalt der Nationalsozialisten gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger an jenem 09. November 1938 und in den folgenden Jahren widerstanden hätten. Zu den Wenigen gehörten der evangelische Pfarrer Helmut Gollwitzer ebenso wie der katholische Prälat Bernhard Lichtenberg und der preußische Polizist Wilhelm Krützfeld. Mit dem Regierenden Bürgermeister, einem wahrhaftigen Kardinal und dem evangelischen Bischof an der Spitze wanderten etwa 400 Menschen, hörten am Dom die Kurzbiographien jüdischer Kinder und Erwachsener, die einst ganz normale Berliner gewesen, dann ausgegrenzt und ermordet worden waren. Eine fast so beklemmende Situation wie die Nennung der Namen in der Gedenkstätte von Yad Vashem bei Jerusalem.

Weniger spektakulär verlief eine kleine Wanderung am Abend des 29. Novembers im Berliner Stadtteil Friedenau. Trotz Kälte und Regen wanderten rund 30 Teilnehmer zu mehreren Häusern, vor denen „Stolpersteine“  (http://www.stolpersteine-berlin.de/) verlegt worden waren. Kleine, Namen tragende Steine aus Messing, die in das Pflaster eingelassen worden waren, um an das Leben und Sterben von jüdischen Mitbewohnern zu erinnern. 13 Stolpersteine erinnerten an meist ältere Menschen, die wegen ihrer Herkunft  in den 1940er Jahren in Theresienstadt oder Auschwitz ermordet wurden. Es wurde eines jeden dieser 13 Menschen gedacht. Eine weiße Rose zierte den Stolperstein...

01.Dezember 2013

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